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Berliner Einrichtungsbefragung zur Situation in ausgewählten Gesundheitsfachberufen in Berlin-Brandenburg und "Brandenburger Fachkräftestudie Pflege" veröffentlicht

Wie an verschiedenen Stellen berichtet, überraschte die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen im Januar 2014 mit der Einladung zu einer Auftaktveranstaltung am 17.01.2014 für eine Einrichtungsbefragung. Die ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH (ZAB) hat zusammen mit Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH das Institut SÖSTRA Sozialökonomische Strukturanalysen GmbH aus Berlin beauftragt, eine „Einrichtungsbefragung zur Situation in ausgewählten Gesundheitsfachberufen in Berlin-Brandenburg“ durchzuführen. Das Vorhaben wird in beiden Bundesländern von den Ministerien bzw. Senatsverwaltungen für Arbeit, Soziales und Gesundheit unterstützt. Entsprechend war die Einladung von der Senatsverwaltung ergangen.

Der Ansatz der Unternehmensbefragung und das Anliegen wurden seither verschiedentlich und auch zur Fachgruppensitzung diskutiert. Durchaus jedoch sehr abstrakt, da bisher ein Fragebogen nicht einsehbar war. Für den weiteren Meinungsbildungsprozess steht nun auch der 12-seitige Fragebogenentwurf zur Verfügung (s. Download).

Zur Vollständigkeit der Informationen sind für Mitgliedsorganisationen nebenstehend auch weitere Unterlagen im Kontext der Studie (u.a. die  Ausschreibung) als Download hinterlegt. Die Umfrage soll ab April erfolgen.

Die Kurzfristigkeit des Vorhabens, eine nur vage Gesamteinordnung in die verschiedenen eher parallelen Initiativen zum Thema oder das Fehlen einer Einbindung der umfangreichen amtlichen Pflegestatistiken als Datengrundlage wurden nicht nur in der Fachgruppe kritisch reflektiert. Insofern ist die Sinnhaftigkeit nicht wirklich nachvollziehbar. Die Ende Februar veröffentlichte „Brandenburger Fachkräftestudie Pflege“ des Sozialministerium in Brandenburg mit einem erwarteten Anstieg des Fachkräftebedarfs um 86 Prozent verdeutlicht ebenfalls einen eher geringen Erkenntnismangel. Der stete Konkretisierungswunsch aller Initiativen und Projekte nach Handlungsempfehlungen, Maßnahmenworkshops oder Round Table Gesprächen sichert allein noch keinen größeren Umsetzungsdruck.

Auszüge der Brandenburger Fachkräftestudie Pflege

Ziel der Studie war (s. auch oben), konkrete Handlungsempfehlungen für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen pflegerischen Versorgung in Brandenburg zu erarbeiten. Die Handlungsempfehlungen richten sich dabei insbesondere an das Land und die Kommunen, an Pflege- und Krankenkassen, an Verbände, Einrichtungsträger und Betriebe sowie weitere pflegerelevante Akteure. Als Grundlage für die Einschätzungen zum künftigen Betreuungs- und Pflegebedarf in Brandenburg wurde der neue erweiterte Pflegebedürftigkeitsbegriff verwendet. Es ist davon auszugehen, dass viele Ergebnisse der Studie auf andere Flächenländer mit ähnlichen Bevölkerungsstrukturen übertragbar sind.

Insgesamt konnten folgende sieben Handlungsfelder zur Optimierung der pflegerischen Versorgung und Fachkraftesicherung identifiziert werden:

1. Interventionszugänge zur Prävention von Pflegebedürftigkeit unter Berücksichtigung sozialstruktureller Einflussfaktoren:

"Im Hinblick auf die Kompetenzen und das Erfahrungswissen von Pflegefachkraften wäre jedoch durchaus überlegenswert, welche Möglichkeiten bestehen, professionelle Anbieter von Pflegeleistungen in Fragen der Prävention zu Rate zu ziehen und welche organisatorischen und qualifikatorischen Voraussetzungen hierfür geschaffen werden müssten. Im Bereich der Rehabilitation kommt den Pflegedienstleistern bereits heute eine wesentliche Rolle zu. Die Dienstleister können im Sinne rehabilitativen Handelns neben der Ausgestaltung der Pflege auch in einer Beratungsfunktion aktiv sein. Derartige Beratung ist nicht auf die Pflegebedürftigen zu begrenzen, sondern muss auch das Umfeld der Pflegebedürftigen, wie z. B. pflegende Angehörige, miteinbeziehen. Diese Agentenfunktion wäre insbesondere bei den Pflegebedürftigen und deren Angehörigen wichtig, die nicht über das notwendige Wissen oder die materiellen Mittel verfügen, entlastende und rehabilitative Angebote zu kennen und zu nutzen."

2. Bewusste Gestaltung von Umfeld, Produkten und Technologien:

"Bei der Wohnraumanpassung besteht eine besondere Herausforderung in der Finanzierung der notwendigen Baumaßnahmen: Seniorengerechter und barrierefreier Wohnraum, der auch für finanziell schlechter gestellte Personen bezahlbar ist, ist kaum vorhanden. In diesem Kontext ist darauf hinzuwirken, dass die Passgenauigkeit vorhandener Förderprogramme für Wohnraumanpassungsmaßnahmen ständig geprüft und sukzessive weiter erhöht wird. Die Nutzung kommunaler Immobilien für altersgerechte Wohnbauprojekte wird in verschiedenen Gemeinden erwogen bzw. bereits umgesetzt. Problematisch ist bei derartigen Projekten, das benötigte bauplanerische Know-how auf Seiten der Kommune zu generieren und die Abstimmung mit den zuständigen Bauämtern zielorientiert umzusetzen. Umgekehrt stehen die Bauaufsichtsämter vor der Aufgabe, die Herausforderungen des demografischen Wandels stärker als bisher zu antizipieren und Lösungen für altersgerechte Wohnraumsanierung zu entwickeln."

3. Stabilisierung häuslicher Unterstützungssysteme durch die Förderung von Care-Kultur und Wohlfahrtsmix:

"Die Kommunen stehen zunehmend vor der Herausforderung die Versorgungslandschaft vor Ort mit zu gestalten. Professionelle Pflegedienstleister sind hierbei einer der zentralen Partner. Den Kommunen muss es noch stärker als bisher gelingen, die kooperative Zusammenarbeit mit Anbietern weiterzuentwickeln und notwendige Marktanpassungen der Dienstleister einzufordern. Empfohlen wird, dass die Kommunen und Landkreise prüfen, inwieweit die Möglichkeit besteht, für Vernetzungsaufgaben eine hauptamtliche Stelle in der Kommunalverwaltung einzurichten. Zu prüfen ist auch, inwieweit Förderinstrumente der Arbeitspolitik konsequenter als bisher für die Stärkung der sozialen Infrastruktur vor Ort genutzt werden können. Die Integration in den Arbeitsmarkt im Bereich Pflege und Soziales muss sich nicht auf Tätigkeiten der Altenpflege beschränken. Dem Konzept der gemischten Pflegearrangements folgend, werden in der Pflege zukünftig vielfältige Aufgabenbereiche und Kompetenzanforderungen entstehen, die durch eine gezielte Arbeitspolitik aktiv gefördert werden können."

4. Beiträge professioneller Dienste in spezifischen Bedarfskonstellationen:

"Bei den Diensten und Einrichtungen besteht Entwicklungspotenzial im pflegerischen Leistungsportfolio. Im Besondern Angebote für demenziell Erkrankte liegen in Brandenburg nicht in hinreichendem Maße vor. Das dürfte auch durch die schwierige finanzielle Situation von in derart spezialisierten Anbietern begründet sein. Für die Spezialisierung von Pflegediensten werden die Gestaltungsspielräume häufig als so eng bzw. die Kassenanforderungen als so hoch empfunden, dass auf derartige Angebotsdifferenzierungen verzichtet wird. Die Situation in der Hospizversorgung stellt sich ähnlich problematisch dar."

5. Weiterentwicklung von Beratungsangeboten und Fallbegleitung:

"Den Pflegestützpunkten wird ein hohes Beratungspotenzial zugesprochen. Die Erwartungen an die Pflegestützpunkte kann jedoch nur durch einen stärkeren flächenbezogenen Ausbau und die Erhöhung ihrer Anzahl erreicht werden. Neben Bekanntheitsgrad, Erreichbarkeit und nutzerfreundlichen Öffnungszeiten kommt der Einbindung des Pflegestützpunktes in die lokale Versorgungsstruktur eine relevante Bedeutung zu. Die Aufgaben und Zielstellungen der Pflegestützpunkte scheinen aber bei vielen Diensten und Einrichtungen nicht hinreichend bekannt zu sein. Auf Seiten des Landes ist eine wenig plausible Positionierung zur weiteren Zukunft der Pflegestützpunkte zu diagnostizieren. Bisher fehlt es an Initiativen des Gesetzgebers, die Pflegestützpunkte entsprechend ihrer positiven Entwicklung und der identifizierten Gestaltungsspielräume weiter auf- und auszubauen. Mit der Einrichtung der Stützpunkte wurde ein wichtiger Schritt zur Optimierung der Brandenburger Pflege beschritten. Zukünftig muss es gelingen, ihr Leistungspotenzial noch differenzierter als bisher auszuloten und Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Realisierung dieses Potenzials befördern. Hier stehen Kassen, Kommunen und das Land in der Pflicht, den begonnenen Prozess fortzusetzen."

6. Ausbau ambulanter Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum:

"Die ländlichen Regionen werden sich ein Nebeneinander von Versorgungsstrukturen in immer weniger Bereichen leisten konnen. Die Kombination aus eingeschränkter Versorgungsdichte und zunehmenden Mobilitätseinschränkungen, verlangt nach integrierten Lösungen für unterschiedliche Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen. Die Herausforderungen des demografischen Wandels werden in dünn besiedelten Regionen nur zu meistern sein, wenn die Wechselbezuge zwischen Pflege, ärztlicher Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitgestaltung, öffentlichem Personennahverkehr etc. berücksichtigt und gegebene Synergiepotenziale systematisch entwickelt werden. Ein Leitprinzip macht sich am Grundsatz „small is beautifull“ fest. Die Frage, wie die Gründung und der Ausbau kleiner Organisationseinheiten gezielt befördert werden kann, stellt einen Kernaspekt der bestehenden Herausforderungen dar. Es ist zu prüfen, wie die Gründung von Außenstellen von ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen erleichtert werden kann. Aufgrund der sich in einigen Regionen zuspitzenden Versorgungslücken wird sich die Rolle der Pflegekassen verändern. Agieren sie heute fast ausschließlich als „gatekeeper“, um Angebote zu verhindern, die den in der Regel bundeseinheitlichen Anforderungen an Strukturen und Prozessen nicht entsprechen, wird in Zukunft die Sicherstellung der Pflege und damit die Frage wichtiger werden, wie unter gegebenen örtlichen Rahmenbedingungen die Pflege bestmöglich organisiert werden kann. Bei der Erarbeitung integrierter Versorgungskonzepte steht vor allem die Landesverwaltung in der Verantwortung, die noch stärker als bisher ressortübergreifende Konzepte für den ländlichen Raum entwickeln und befördern muss."

7. Qualifikationsbedarfe und Handlungskonzepte in der Langzeitversorgung:

"Wie alle Wirtschaftsbereiche steht auch die Pflege zunehmend vor der Aufgabe, Betriebsablaufe so zu organisieren, dass auch eine wachsende Zahl älterer Beschäftigter entsprechend ihrer spezifischen Kompetenzen und Leistungseinschränkungen in den Arbeitsprozess eingebunden werden können. Sowohl bei der Konzeptentwicklung als auch bei der Verbreitung von Beispielen guter Praxis bedarf es unterstützender Strukturen, damit die Einrichtungen und Dienste vorhandene Gestaltungsspielräume stärker als bisher nutzen. Die Nutzung vorhandener Organisationsspielräume wird nur gelingen, wenn der Betrieb die eigenen Prozessabläufe reflektiert. Die jeweils spezifischen Nachfragestrukturen sowie das lokale Umfeld sind hierbei zu bedenken. In der Regel bedarf die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Organisationsstruktur eines externen Impulses, durch den alternative Sichtweisen ermöglicht und Ansätze, die nicht in der bisherigen Handlungslogik der Organisation lagen, thematisiert werden können. Zu klären ist, wie notwendige Beratung organisiert werden kann und wie die Pflegebetriebe dazu zu bewegen sind solche Angebote zu nutzen."

Die gesamte Studie ist als Download hinterlegt.

verknüpfte Artikel:

 

 

Downloads:

pdf  Abschlussbericht

pdf _Brandenburger Fachrkraeftestudie Pflege

  pdf  14-03-07- Einrichtungsbefragung Fragebogen neu

pdf  Ausschreibungstext_

pdf Einrichtungsbefragung

pdf _Kurzfassung_30092013

 

 

Downloads für Mitglieder:

  pdf  BB GFB Beirat 14-03-07 Protokoll final

pdf  BB GFB Berlin WS 1 14-01-28 Präsentation final

pdf  BB GFB Beirat 2 2014-03-11 Präsentation final

 

 

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