In der am 09.09.2013 in Berlin vorgestellten Studie "Vielfalt statt Gleichwertigkeit" des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam fordern die Bevölkerungsforscher, einen neuen "richtigen Ordnungsrahmen für das Kleinerwerden" Deutschlands aufzustellen. Das derzeitige Leitbild, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu schaffen, sei nicht zielführend: In Gegenden, aus denen junge Menschen abwanderten, brauche man neue Versorgungskonzepte. Daher entwickelten die Forscher für die Bereiche Wasser, Energie, Mobilität und soziale Infrastruktur - hierzu gehört neben der Schule auch die medizinische Versorgung -  alternative Leitbilder.

Laut der Studie ist davon auszugehen, dass der Hausärztemangel trotz aller Anreize nicht durch derzeit übliche Lösungsstrategien behoben werden könne. Die Forscher schlagen daher einer Reihe anderer Ansätze vor. Ärzten solle u.a. ermöglicht werden, nicht-ärztliche Praxisassistentinnen in bestimmten Fällen zu Hausbesuchen zu schicken. Diese sollten dann auch zu Lasten der GKV abrechenbar sein. Zu verbessern seien außerdem die Abrechnungsmöglichkeiten für Ärzte, die in mobilen Krankenstationen arbeiten.

Auch die Etablierung verschiedener Modelle, die ein attraktives Arbeitsumfeld für Ärzte schaffen würden, müsse von den Landkreisen und Kommunen stärker verfolgt werden. Zu denken sei hier an die Arbeit von Ärzten auf Honorarbasis, die Teamarbeit von festangestellten ambulant und stationär tätigen Ärzten sowie die Eröffnung von Zweigpraxen andernorts niedergelassener Ärzte in ungenutzten öffentlichen Gebäuden.

Gemeinden, Regionen und Versorgungszentren sollten in Betracht ziehen, Hausärzte durch Förderprogramme für Teile ihres Arbeitslebens in ländliche Gegenden zu holen oder aber für Teile der allgemeinärztlichen Ausbildung finanziell aufzukommen, wenn die Mediziner sich im Gegenzug verpflichteten, für einen bestimmten Zeitraum vor Ort zu praktizieren.

Mit Blick auf gute Erfahrungen in den Niederlanden wird zudem verlangt, den Einsatz von Telemedizin verstärkt in die Regelversorgung zu integrieren.

Die Studie ist im Internet unter http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Vielfalt_statt_Gleichwertigkeit/Vielfalt_statt_Gleichwertigkeit_online.pdf zu finden.